Stephan Bayer ist Gründer & CEO von sofatutor, einer Online-Lernhilfe-Plattform mit kurzen und witzigen Erklärvideos, Übungen und Arbeitsblättern für alle Klassen. Im Karriere-Interview mit MANAGERS WAY spricht Stephan Bayer u.a. über seine Schulzeit, über Risikobereitschaft, seine Vorbilder und sein Engagement neben sofatutor.
MANAGERS WAY: Mit welchen drei Worten würden Sie sich selbst beschreiben?
MANAGERS WAY: Mit welchen drei Worten würden Sie sich selbst beschreiben?
Stephan Bayer: Kreativ, impact-getrieben und ungeduldig. Ich würde mich selbst vor allem als kreativen Kopf beschreiben, der immer den Impact im Blick hat und Ergebnisse schnell umsetzen will. Das führt allerdings auch dazu, dass ich oft ziemlich ungeduldig bin.
Waren Sie ein guter Schüler und was war Ihr Traumberuf während der Schulzeit?
Ich denke, ich war eher ein unbequemer Schüler in den Augen meiner Lehrkräfte. In meiner Schulzeit war ich als Schulsprecher aktiv, also immer sehr selbstbewusst und eigentlich nur am Diskutieren. Vom eigentlichen Schulstoff war ich aber eher abgelenkt. Trotzdem hatte ich – dank autodidaktischem Nacharbeiten – gute Noten.
Mein Traumberuf war es immer, Filme zu drehen und einmal Regisseur zu werden. Schließlich habe ich Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität in Berlin studiert. Schon während meines Studiums drehte ich aus Spaß mein erstes Erklärvideo für eine wichtige Prüfung. Meine Kommilitonen/-innen waren begeistert, als ich ihnen den Clip zeigte. Und dann wurde mir klar: Hätte ich sowas in der Schule gehabt, wären mir viele Fächer deutlich leichter gefallen. Und ich merkte auch, dass ich meine Leidenschaft fürs Filmemachen mit der Wissensvermittlung verknüpfen konnte. So entstand schließlich die Idee für sofatutor.
Was begeistert Sie am meisten an Ihrer jetzigen Tätigkeit?
Einer der Gründe, warum mich meine Arbeit täglich antreibt, ist, dass wir mit sofatutor das Thema Online-Lernhilfe in Deutschland überhaupt erst geschaffen haben. Als wir vor über zehn Jahren mit dem Projekt sofatutor starteten, gab es keine Online-Nachhilfe und YouTube steckte noch in den Kinderschuhen.
Mich spornt auch extrem an, dass jeden Tag etwas Neues beim Thema Bildung passiert und sich sofatutor so auch ständig weiterentwickelt. Mit unserem Angebot machen wir die Welt jeden Tag ein bisschen besser und sorgen dafür, dass der Unterricht auch außerhalb der Klassenräume weiterlaufen kann – das ist in Zeiten wie diesen wichtiger denn je. Dass ich dabei meiner ganz eigenen Version nachgehen und meine eigenen Entscheidungen treffen kann, ist natürlich ein Riesengeschenk. Selbst die hohe Arbeitslast macht mir Spaß, denn ich kann sowieso nie still sitzen und will ständig neue Projekte anschieben.
Gab es Entscheidungen in Ihrer bisherigen Karriere, die Sie heute anders treffen würden?
Ich würde gleich zu Beginn meiner Karriere mehr an meiner Social-Media-Präsenz arbeiten, denn ich habe eine Menge zu erzählen und viele Insights. Das will ich in nächster Zeit aber anpacken und ändern. Außerdem würde ich mehr darauf achten, dass im Gründerteam die Werte übereinstimmen. Mein Mitgründer verließ leider bereits nach wenigen Jahren das Unternehmen.
Welche Eigenschaften sind am wichtigsten, um beruflich erfolgreich zu sein?
Wer im Lotto gewinnen will, muss spielen. Heißt: Als Gründer brauche ich jeden Tage eine große Portion Risikobereitschaft. Denn nur damit kommen am Ende die großen Ideen und die wiederum führen zu großen Erfolgen. Von nichts kommt eben nichts! Allerdings habe ich auch eine Schwäche: Ich bin kein Smalltalker. Darum liebe ich es, mit meinen Mitmenschen über die gemeinsame Arbeit an einem Projekt auf einer Wellenlänge zu schwimmen – da geht einem der Gesprächsstoff nämlich nie aus.
Welches Buch oder welche Person hat Sie am meisten beeinflusst und warum?
Das ist einfach: Bill Gates (Amazon Partner-Link) und Elon Musk (Amazon Partner-Link). Beide Personen gehen immer mit großen Visionen voran und können dadurch andere Menschen mitreißen und für ihre Visionen begeistern. Genau das versuche ich auch jeden Tag bei sofatutor zu leben.
Welcher Moment war einer der wichtigsten in Ihrer beruflichen Laufbahn?
Natürlich war die Gründung von sofatutor ein ganz besonderer und wichtiger Moment für mich. Aber auch nach so vielen Jahren Arbeit beeindruckt mich immer noch das Wachstum und die Entwicklung von sofatutor. Ich bin froh, dass ich das alles begleiten und jeden Tag sehen kann, wie sich unsere harte Arbeit auszahlt und wir gemeinsam immer mehr Erfolgserlebnisse verzeichnen.
Haben Sie bestimmte Rituale oder Gewohnheiten, um sich immer wieder neu zu motivieren?
Joggen in der Mittagspause! Wenn ich nicht gerade essen gehe oder in Meetings stecke, schlüpfe ich in meine Laufschuhe und nutze meine Mittagspausen für eine Joggingrunde. Einige Kilometer zwischen intensiven Arbeitsphasen zu laufen fühlt sich nicht nur super an, es hilft mir auch runterzukommen und meinen Kopf für den nachmittäglichen Meeting-Sprint freizubekommen. Die Momente, die mich aber vor allem motivieren, sind die Anrufe und Nachrichten von Eltern und Lehrkräften, die von sofatutor begeistert sind und dadurch einen besseren Schulalltag erleben. Einen schöneren Ansporn kann ich mir gar nicht wünschen.
Welche Marketing-Tools sind die effektivsten, um ein Unternehmen erfolgreich am Markt zu positionieren?
Unser Marketing hat sich im Laufe unseres über zehnjährigen Bestehens sehr verändert. In den ersten Jahren waren wir stark auf Abiturient/-innen fokussiert, die ihre Kurse selbst bezahlen. Mittlerweile gibt es bei uns immer mehr Eltern, die unsere Abos abschließen und die Kosten tragen. Darum haben wir unsere Strategie auch breiter aufgestellt: Es ging von B2C hin zu B2B. Heute haben wir zwar immer noch Eltern, Lehrkräfte und Schüler/-innen als Zielgruppe, aber auch Schulleitungen, die Lizenzen für ihre Schule erwerben, wie das zum Beispiel flächendeckend in Bremen der Fall ist.
Außerdem wollen wir inzwischen viel mehr schaffen, aber weniger Geld dafür ausgeben. Gerade am Anfang erzielt man viele Erfolge mit Performance-Marketing und Paid PR. Inzwischen ist unsere Berichterstattung organisch und wir tragen alles, was bei uns gerade passiert und für Journalisten/-innen relevant wäre, nach außen, z. B. in Form von Experteninterviews oder regelmäßigen Datengeschichten. So vergrößern wir unsere organische Reichweite.
Gibt es noch berufliche Ziele, die Sie erreichen möchten oder Projekte, die Ihnen am Herzen liegen?
Was ich mit sofatutor stets vermitteln möchte, ist der Spaß daran, etwas Neues zu lernen. Das muss mit der Schulzeit gar nicht aufhören! Ganz im Gegenteil: Es ist enorm wichtig, dass wir ein Leben lang weiterlernen.
Darüber hinaus haben wir bei sofatutor schon immer einen egalitären Ansatz gehabt, also Bildung für alle – unabhängig vom sozialen Hintergrund. Das war auch der Grund, warum wir während des Lockdowns kostenlose sofatutor-Zugänge an Schulen in ganz Deutschland verteilt haben, damit alle Schüler/-innen auch außerhalb der Klassenräume weiterlernen konnten. Unsere Besucherzahlen gingen durch die Decke und erreichten bis zu 6 Millionen pro Monat. Das zeigt, dass unsere Reise gerade erst begonnen hat. Unsere Vision ist es, dass bald alle Schulen im deutschsprachigen Raum sofatutor nutzen.
Neben sofatutor engagiere ich mich auch bei anderen Themen. Deswegen habe ich auch das Digital Career Institute (DCI) mitgegründet, das Jobs in der Digitalwirtschaft vermittelt. Ein Projekt liegt mir dabei besonders am Herzen, „Devugees“, also ein IT-Weiterbildungsprogramm für Geflüchtete. Dieses Projekt haben wir mit dem DCI ins Leben gerufen. Es soll Geflüchteten eine neue Perspektive eröffnen. Durch die Unterstützung der Start-up- und Tech-Szene haben wir passende Firmen bzw. künftige Arbeitgeber bereits parat, um die Teilnehmenden in ihrem neuen Berufsleben willkommen zu heißen. Damit leisten wir einen wertvollen Beitrag. Sie sehen also: Ich habe noch viel vor!
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