Jörg Arnold startete seine Karriere als Assistent des Vorstandsvorsitzenden bei der damaligen Colonia Versicherung (heute AXA). Er war dort u.a. als Abteilungsleiter und Bezirksdirektor tätig und wurde 1998 Vertriebsdirektor und Mitglied der Geschäftsleitung. Seit 2017 ist er CEO der Swiss Life in Deutschland und Mitglied der Konzernleitung der Swiss Life-Gruppe. Im Karriere-Interview mit MANAGERS WAY spricht Jörg Arnold über Erfolgseigenschaften und über entscheidende Momente in seiner Karriere. Zudem verrät er uns, welche Ansprüche er an seine Wohnung stellt.
MANAGERS WAY: Mit welchen drei Worten würden Sie sich selbst beschreiben?
Jörg Arnold: Offen, begeisterungs- und anpassungsfähig.
Waren Sie ein guter Schüler? Und was war Ihr Traumberuf während der Schulzeit?
Das kann man so nicht sagen. Ich war eher ein miserabler Schüler, muss ich zugeben. Mein Großvater war bei der Marine und die See hat mich deshalb früh fasziniert. Mein erster Berufswunsch war „Festmoker“ – das sind diejenigen, die am Hafen die Schiffe vertäuen. Wenn wir heute segeln gehen, freue ich mich auf jeden Anleger.
Was begeistert Sie am meisten an Ihrer jetzigen Tätigkeit?
Neben der Vielfältigkeit meines Jobs, genieße ich insbesondere den hohen Kundenbezug in unserem Unternehmen. Zudem begeistert mich die Chance, mit ganz unterschiedlichen Menschen und Charakteren in Kontakt kommen zu können.
Welche konkrete Entscheidung aus Ihrer bisherigen Karriere würden Sie heute anders treffen?
Jede Entscheidung führt zu einer Erfahrung und zahlt auf die persönliche Lernkurve ein. Karriere ist am Ende ein langer Weg und sie hängt nicht so sehr an einzelnen Entscheidungen. Besonders wichtig waren für mich die Erfahrungen aus der direkten Arbeit bei Kundinnen und Kunden. Im Nachhinein hätte ich meine Zeit, in der ich die Kundschaft vor Ort beraten habe, gerne noch etwas verlängert. Nichtsdestotrotz bin ich froh, diese Erfahrungen überhaupt gemacht zu haben und den Verlockungen einer schnellen Karriere im Stab widerstanden zu haben.
Welche Eigenschaften sind am wichtigsten, um beruflich erfolgreich zu sein?
Unternehmen bestehen aus vielen verschiedenen Menschen, die die Organisation zusammenhalten. Wenn man die Unternehmung und damit die Menschen weiterentwickeln und besser machen möchte, dann geht das nur, wenn die Menschen über sich hinauswachsen können. Das erfordert die Fähigkeit auf andere einzugehen. Empathie ist daher aus meiner Sicht eine der wichtigsten Eigenschaften, um erfolgreich zu sein.
Daneben brauch es aber auch die Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen und sich seine eigene Agenda setzen zu können. Ich glaube an die Kraft der Selbstbestimmung. Zu guter Letzt brauch man auch eine Portion Durchhaltevermögen – eine Eigenschaft, die ich als Marathonläufer auch außerhalb des Berufs permanent trainiere. Die berufliche Karriere ist lang und da ist nicht alles leicht und schön, man muss auch mit Widerstand umgehen, ohne gleich die Vertrauensfrage zu stellen.
Welches Buch oder welche Person hat Sie am meisten beeinflusst und warum?
Während meiner beruflichen Karriere haben mich viele Personen beeinflusst. Besonders meine Anfangszeit war sehr prägend. Ich war Assistent bei Dr. Hans Jäger, früherer Vorstandsvorsitzender der Colonia Versicherung, dem Unternehmen, bei dem ich nach dem Studium angefangen habe. In den ersten zwei Jahren hat er mich an das Geschäft herangeführt. Wenn ich heute sehr strukturiert arbeite und versuche, das Wesentliche in einer Welt voller Details zu erkennen, dann sind das Dinge, die er mir mitgegeben hat.
Auf der anderen Seite gibt es auch einiges an Literatur, die mich auf meinem Weg begleitet hat. Ein Buch aus den ersten Jahren meiner Laufbahn ist mir dabei besonders in Erinnerung geblieben: „Der Minutenmanager“ von Kenneth Blanchard und Spencer Johnson. Dieser kurze Text erklärt in einfachen Worten, wie Führung funktioniert und hat mich in meinem Führungsverhalten sehr geprägt.
Welcher Moment war einer der wichtigsten in Ihrer beruflichen Laufbahn?
Nach meinem Studium und meiner anfänglichen Zeit in der Unternehmenszentrale bin ich in die Vertriebsführung gewechselt. Als Projektleiter in der Zentrale hatte ich mir im Vorfeld zusammen mit einer großen Beratungsfirma ein komplettes Change-Programm für unseren Vertrieb überlegt. Angekommen in meiner ersten Führungsaufgabe im Vor-Ort-Vertrieb, musste ich dann realisieren, dass unsere ganzen tollen Konzepte in der Praxis nicht zwangsläufig funktionieren.
Diese Erfahrung hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, auf dem Boden zu bleiben und sich mit den Menschen hinter der Dienstleistung zu beschäftigen, bevor man großen Theorien Glauben schenkt.
Welche Aus- oder Weiterbildung war die effektivste und sinnvollste für Ihre Karriere?
Ich kann es nur wiederholen: Wer viel Zeit bei Kundinnen und Kunden verbringt, bekommt die ehrlichste und wirkungsvollste Ausbildung. Die Erfahrung dort prägt das gesamte Berufsleben. Während dieser Zeit habe ich gelernt, wie das Geschäft funktioniert und wie der Erfolg an der Basis entsteht. Ich habe mitbekommen, was notwendig ist, damit Kundinnen und Kunden das immaterielle Produkt, das wir herstellen als etwas erleben, das sie weiterbringt und zu einem selbst bestimmten Leben führt.
Wie sieht die perfekte Wohnung, der ideale Rückzugsort für Sie aus?
Die perfekte Wohnung ist in einer großen Stadt gelegen, sodass man mitbekommt, wie vielschichtig die Welt um einen herum ist. Meine Lebenspartnerin und ich haben immer darauf geachtet, dass in der Nähe unserer Wohnung viel geboten wird. Für mich ist der ideale Rückzugsort auch der, wo sich die persönliche Geschichte widerspiegelt. Das ist Kunst, das sind Fotos oder auch vertraute Gegenstände aus vergangenen Jahren. Diese Dinge um mich herum zu haben, sind mir sehr wichtig.
Gibt es noch berufliche Ziele, die Sie erreichen möchten oder Projekte, die Ihnen am Herzen liegen?
Es gibt zwei wesentliche Ziele, für die ich einen Beitrag leisten möchte: Es ist mir eine Herzensangelegenheit, dass wir in Deutschland die größte und gleichzeitig kundenorientierteste Finanzberatung werden. Eine ganzheitliche und hochwertige Finanzberatung ist für ein finanziell selbst bestimmtes Leben eines Großteils der Menschen besonders wichtig. Außerdem ist mein Ziel, dass alle Menschen in Deutschland den Zugang zu einer umfassenden Arbeitskraftabsicherung bekommen, die im Leistungsfall unkompliziert und empathisch hilft.