Domagoj Dukec ist Head of Design bei BMW. Als leitender Designer ist er für verschiedene Bereiche der BMW Group tätig, unter anderem für BMW i und BMW M. Im Karriere-Interview mit MANAGERS WAY spricht Domagoj Dukec u.a. über seinen Karriereweg, seine Inspiration und seinen wichtigsten beruflichen Schritt.
MANAGERS WAY: Mit welchen drei Worten würden Sie sich selbst beschreiben?
MANAGERS WAY: Mit welchen drei Worten würden Sie sich selbst beschreiben?
Domagoj Dukec: Sensibel, selbstbewusst, kreativ.
Waren Sie ein guter Schüler und was war Ihr Traumberuf während der Schulzeit?
Ich war kein besonders guter Schüler, dabei würde ich sagen, dass dies nicht unbedingt an meiner Intelligenz gelegen hat. Meine Großeltern waren beide Lehrer, und auch für meinen Vater hatte Bildung einen hohen Stellenwert, das hat er uns Kindern mit auf den Weg gegeben.
Die Strenge und die Regeln in der Schule mochte ich nie besonders. Zudem wusste ich sehr früh, dass ich mich beruflich in die kreative und künstlerische Richtung entwickeln werde, und bereits mit dreizehn, dass ich einmal Automobildesigner werden möchte. Mir war auch schon klar, dass ein Abitur für diesen Studiengang nicht unbedingt erforderlich ist, habe es aber abgeschlossen und dabei abgewägt, möglichst wenig Aufwand zu betreiben, um durchzukommen. Maximale Effizienz, würde ich sagen.
Was begeistert Sie am meisten an Ihrer jetzigen Tätigkeit?
Der Austausch und der Kontakt mit der Außenwelt. Kommunikation ist ein zentrales Thema für mich. Mein Ziel ist es, Emotionen bei Kunden zu wecken und diese zu begeistern, zum einen durch die Produkte und zum anderen durch die Geschichte dahinter. Die Wahrnehmungspsychologie von Menschen finde ich sehr faszinierend. Wie kann man polarisieren, faszinieren oder die einzelnen Sinne ansprechen? Das finde ich besonders spannend. Letztendlich geht es um die Erfahrung von Freude durch das Produkt, da zahlen Kreativität und Design darauf ein.
Gab es Entscheidungen in Ihrer bisherigen Karriere, die Sie heute anders treffen würden?
Tatsächlich nicht, es verlief eigentlich alles nach Plan. Es war nicht alles komplett durchgeplant, aber mein Ziel war es immer, für BMW zu arbeiten. Es hat sich immer alles Schritt für Schritt gefügt. Erst kam die Aufnahmeprüfung, dann das Studium, Diplom, Praktika, ein Stipendium und dann der erste Job.
Meine erste Station war in Spanien für die Volkswagen-Gruppe, zu dieser Zeit der „Place to be“. Danach kam eine Stelle in Paris bei Citroën, die kam ungeplant. Ich wusste bereits im Studium, dass ich auf jeden Fall zu BMW möchte, und war auch schon in konkreten Gesprächen und habe mich dann trotzdem für dieses Angebot entschieden und dafür, eine neue Sprache und Kultur kennenzulernen.
Heute bin ich sehr froh, dass ich die Auslandsaufenthalte erleben durfte. Adrian van Hooydonk hat mich schließlich auf einer Designers Night angesprochen. In meinem Vorstellungsgespräch mit den Personalern konnte ich auf die Frage, wo sehen Sie sich in zehn Jahren? Ganz klar antworten: Mein Ziel ist es, BMW Chefdesigner zu werden – und das habe ich heute erreicht.
Welche Eigenschaften sind am wichtigsten, um beruflich erfolgreich zu sein?
Die wichtigste Eigenschaft ist es, das Problem zu verstehen, das es zu lösen gilt, und dabei das Ziel im Blick zu behalten. Erfolg ist, etwas zu bieten, was andere nicht können, und dabei aus der Masse hervorzustechen.
Man kann in jedem Beruf erfolgreich sein, vom Angestellten bis zum Gründer. Dafür muss man analysieren, wofür das Unternehmen steht, für das man arbeitet, und dort diese Lücke füllen. Diese Einzigartigkeit wird einen nach oben spülen. Was führt dich dazu, das andere einen Mehrwert von dir haben und von dir profitieren? Solange du nur das Nötige erfüllst, wirst du zwar gebraucht, aber das Ziel muss sein, unbedingt gewollt zu werden. Also musst du alles dafür tun, darauf einzuzahlen. Kurz gesagt: Make a difference.
Welches Buch oder welche Person hat Sie am meisten beeinflusst und warum?
In meiner Kindheit und Jugend habe ich sehr wenige Bücher gelesen. Ich war stark visuell und sehr ungeduldig und habe Lesen als Zeitverschwendung empfunden. Zum Lesen habe ich erst spät gefunden.
Aber stärker noch als Bücher inspirieren mich Personen, die einen Unterschied gemacht haben in ihrem Schaffen und Sein. Personen, die authentisch geblieben sind und nicht alles dafür tun wollten, um zu gefallen, sondern mitunter sogar unpopulär waren, aber dafür einen sehr intellektuellen Ansatz verfolgten. Stellvertretend könnte ich hier Karl Lagerfeld nennen. Er hat ganz bewusst polarisiert mit seinen Aussagen. Dabei hatte er ein unglaubliches Gespür für Ästhetik. Das Spiel der Inszenierung seiner Rolle in der Öffentlichkeit hat er beherrscht wie kaum ein anderer. Ich persönlich finde den Gedanken schön, das Leben als eine Plattform zu sehen, die es zu bespielen und zu gestalten gilt.
Welcher Moment war einer der wichtigsten in Ihrer beruflichen Laufbahn?
Der Schritt, nach Paris zu gehen. Zum einen war das so nicht geplant, zum anderen hat es mir neue Perspektiven auf die ganze Branche eröffnet. Dort herrschte ein ganz anderer Blick auf das Design. Es war eine Herausforderung, in einer anderen Kultur zu bestehen, die ich zunächst nicht sehr mochte. Aber genau das hat mein persönliches Wachstum gefördert, rauszugehen aus der eigenen Komfortzone. Das war der entscheidende Punkt, der alles in seine Bahnen geleitet hat und meine Sicht auf viele Dinge stark verändert und geprägt hat. Man muss über den eigenen Tellerrand schauen und die Perspektive wechseln.
Haben Sie bestimmte Rituale oder Gewohnheiten, um sich immer wieder neu zu motivieren?
Ich würde sagen, durch Selbstfindung und Zentrierung. Mir gelingt dies durch tägliche Meditation. Als kreativer Mensch gibt es kein Limit. Da ich zudem kein religiöser Mensch bin, hatte ich früher das Gefühl, dass mir etwas fehlt. Die meditative Praxis schließt diese Lücke und bietet mir eine Möglichkeit, mich mit mir selbst zu verbinden.
Genuss und Konsum hingegen beeinflussen nur die Symptome, aber gehen nicht in die Tiefe und werden keinen Unterschied machen. Wenn man nicht bei sich selbst ist, hilft auch nicht der Umzug in eine andere Wohnung oder Stadt, da es nicht an die Wurzeln geht. Dafür muss man schon ganz bei sich selbst sein.
Welche Marketing-Tools sind die effektivsten, um ein Unternehmen erfolgreich am Markt zu positionieren?
Das ist keine einzelne Zutat eines Rezeptes. Natürlich könnte ich sagen, dass Design der maßgebliche Faktor ist, jedoch ist es vielmehr ein holistischer Ansatz. Es geht um eine Story, die immer wieder neu auf einzelnen Ebenen erzählt wird und unterschiedliche Emotionen hervorruft. Es ist ein Zusammenspiel, aus verschiedenen Komponenten wie Design, Marketing, Werbung, Kooperationen etc., die auf den Markenwert einzahlen und dem Produkt und der Marke den „I-want-Faktor“ verleihen.
Gibt es noch berufliche Ziele, die Sie erreichen möchten oder Projekte, die Ihnen am Herzen liegen?
Wenn ich mir ein neues Ziel stecken würde, dann auf jeden Fall außerhalb der Designbranche und der Autoindustrie. Ich könnte mir vorstellen, ein Reservat oder einen Naturpark zu leiten. Dabei geht es mir um die Themen Nachhaltigkeit und das Bewahren und Schützen der Erde. Tagtäglich sich damit zu befassen, etwas zu pflegen, intakt zu halten und damit Menschen zu begeistern, stelle ich mir sehr reizvoll vor.
Foto: Tomislav Kristo / CROPIX
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