Per Ledermann ist CEO und Vorstandsvorsitzender der Edding AG. Der börsennotierte Schreibwarenhersteller wurde 1960 in Hamburg gegründet. Seit 2005 wird das Unternehmen von ihm als Chief Executive Officer geführt. Im Karriere-Interview mit MANAGERS WAY spricht Per Ledermann über seinen früheren Traumberuf, über Nachhaltigkeit im Mittelstand sowie über seine drei unterschiedlichen Rückzugsorte.
MANAGERS WAY: Mit welchen drei Worten würden Sie sich selbst beschreiben?
Per Ledermann: Abenteuerlustig, gutherzig, unkonzentriert.
Waren Sie ein guter Schüler? Und was war Ihr Traumberuf während der Schulzeit?
Insgesamt war ich ein guter Schüler, was die Noten angeht. Allerdings nicht so sehr im Betragen – schon in der ersten Klasse stand in meinem Zeugnis: „Per muss lernen, seine Spontaneität zu zügeln“. Mein Wunsch war lange Tierarzt zu werden, so habe ich auch mein erstes Praktikum bei einem Tierarzt gemacht. Ich bin mit Tieren aufgewachsen, der Zürcher Zootierarzt Prof. Isenbügel ist ein väterlicher Freund für mich. Auch heute ist Tierschutz noch eine meiner Herzensangelegenheiten.
Was begeistert Sie am meisten an Ihrer jetzigen Tätigkeit?
Der Umbau unseres Unternehmens – wir wollen zeigen, dass man auch mit einem sehr klassischen Geschäft, dessen Kernprodukt weit fortgeschritten in seinem Lebenszyklus ist, Pionierarbeit leisten kann, wenn es darum geht, einen positiven Beitrag für unsere Gesellschaft zu leisten. Denn nur wenn es uns gelingt, den klassischen Mittelstand zum Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit zu machen, werden wir unserem Planeten eine Zukunftsperspektive geben können.
Welche konkrete Entscheidung aus Ihrer bisherigen Karriere würden Sie heute anders treffen?
Den angesprochenen Umbau würde ich heute weniger abrupt und komplex gestalten. Wir haben uns stellenweise übernommen. Dort ist sequentielle Abarbeitung manchmal besser als „der ganz große Wurf“.
Welche Eigenschaften sind am wichtigsten, um beruflich erfolgreich zu sein?
Für mich selbst habe ich entschieden, dass die Kerneigenschaft ist, authentisch zu bleiben. Nun muss ich aber sagen, dass ich auch sehr wenig authentisch auftretende Menschen erlebt habe, die sehr erfolgreich waren. Von daher ist es wohl so, dass jeder seinen eigenen Weg finden muss – was ja auch wieder authentisch ist.
Welches Buch oder welche Person hat Sie am meisten beeinflusst und warum?
Dr. Dolittle hat mich bis heute am stärksten geprägt und so sehr es mich als Kind fasziniert hat, so gerne lese ich es bis heute unseren vier Kindern vor. Dr. Dolittle vereint eine große Tierliebe mit Pioniergeist und Forscherdrang – wie man in Frage 1 gesehen hat, Dinge, die ich auch so spüre. Allerdings ist Dr. Dolittle nie unkonzentriert.
Welcher Moment war einer der wichtigsten in Ihrer beruflichen Laufbahn?
Als mein Vater mich in Abu Dhabi anrief, wo ich gerade arbeitete und fragte, ob ich mir vorstellen könnte, zu edding zu kommen. Zum damaligen Zeitpunkt war ich am überlegen, mich selbstständig zu machen, als er mir berichtete, dass wir eine Vakanz im Vorstand zu besetzen hätten. Ich habe zwei Nächte mit meiner Frau diskutiert und dann haben wir gemeinsam entschieden, dass dies der Trigger war, den es brauchte, um ins Familienunternehmen zu gehen – wenn es auch deutlich früher war als gedacht. Bis heute habe ich diese Entscheidung nie bereut.
Welche Aus- oder Weiterbildung war die effektivste und sinnvollste für Ihre Karriere?
Meine Ausbildung war zum damaligen Zeitpunkt etwas ungewöhnlich, aber jeder Schritt hat sich als sehr sinnvoll herausgestellt. Ich habe Jura studiert, was meinem Denken Struktur gegeben und mir ein wenig Zeit mit wissenschaftlichem Arbeiten und Denken gegeben hat. Dann bin ich in die USA gegangen und habe dort einen Master in International Management in Thunderbird und einen MBA in Kellogg gemacht. Thunderbird hat mir ein großartiges interkulturelles Erlebnis gegeben und viel in dieser Hinsicht gelehrt. In Kellogg war ich mitten unter den großartigsten Professoren und unglaublich talentierten Mitstudenten. Die Netzwerke aus beiden sind bis heute sehr wichtig und wertvoll für mich.
Wie sieht die perfekte Wohnung, der ideale Rückzugsort für Sie aus?
Ich habe gleich drei. Auf Island, auf dem Hof, auf dem sich meine Eltern kennengelernt haben, in unserem Naturreservat in Namibia und auf unserem kleinen Segelschiff, der Hispaniola. Was alle drei Orte eint, ist, dass sie mich erden, die Dinge wieder ins rechte Verhältnis setzen und mich Demut lehren. Zuverlässig erreichbar bin ich allerdings nur auf Island – aber auch das ist ja manchmal nicht nur gut.
Gibt es noch berufliche Ziele, die Sie erreichen möchten oder Projekte, die Ihnen am Herzen liegen?
Viele. Edding zukunftsfähig für die nächsten Generationen zu machen, mit dem Ziel einen Beitrag für unseren Planeten zu leisten, gehört definitiv dazu. Aber auch viele Projekte unserer Familienstiftung, der Etusis Stiftung für Kinder und andere wilde Tiere und seit neuestem auch in meiner Vorstandsarbeit für die von Carl-Wilhelm Edding ins Leben gerufene Stiftung :do, die sich für Rechte von Geflüchteten und Migranten einsetzt.