Philip Vospeter ist Geschäftsführer von Westphalia Datalab, einem der erfolgreichsten deutschen Industrie-Startups für KI-, Data Science- und Softwarelösungen. 2020 gewann er mit seinem Unternehmen unter anderem den Deutschen KI-Preis, der von der Zeitschrift „Die WELT“ ins Leben gerufen wurde. Zudem wurde Westphalia Datalab 2021 auch vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales ausgezeichnet. Im Karriere-Interview mit MANAGERS WAY spricht Philip Vospeter über seine ersten Schritte in der IT-Branche, über Motivation und seine privaten und beruflichen Ziele.
MANAGERS WAY: Mit welchen drei Worten würden Sie sich selbst beschreiben?
MANAGERS WAY: Mit welchen drei Worten würden Sie sich selbst beschreiben?
Philip Vospeter: Ungeduldig, innovativ, Frohnatur.
Waren Sie ein guter Schüler? Und was war Ihr Traumberuf während der Schulzeit?
In der Grundschule wollte ich LKW-Fahrer werden. Sobald ich auf das Gymnasium kam, wurde daraus Pilot. Ich wollte frei sein. Ab der Oberstufe wollte ich dann Manager in einem großen Unternehmen werden, weil ich etwas bewegen wollte.
Ich war kein guter Schüler, eher ein Optimierer. Meine absolute Stärke damals: mit minimalem Aufwand zu mittelmäßigen Resultaten zu kommen (lacht). Statt mich um Hausaufgaben und Co zu kümmern, habe ich lieber Posaune gespielt und durch Auftritte und Musikunterricht mein Taschengeld vervielfacht. Das waren quasi meine ersten Schritte als “Unternehmer”.
Was begeistert Sie am meisten an Ihrer jetzigen Tätigkeit?
Es reizt mich jeden Tag aufs Neue, den Status quo der technischen Machbarkeit herauszufordern. Westpahlia Datalab ist ein innovatives Start-up an der Speerspitze der technologischen (KI-)Entwicklung. Die Leidenschaft und der Ehrgeiz unseres Teams, mit denen bei uns an den Datenprodukten gearbeitet wird, treiben mich an. Es ist immer wieder spannend, wie unser Team die Impulse und permanenten Verbesserungen aufsaugt und umsetzt.
Wir befinden uns derzeit in einer sehr starken Wachstumsphase. Dadurch sind meine „klassisch“ erlernten Fähigkeiten im Bereich Organisation und Unternehmensführung momentan extrem wichtig. Ich bin froh, dass ich darauf zurückgreifen kann.
Welche konkrete Entscheidung aus Ihrer bisherigen Karriere würden Sie heute anders treffen?
Ich würde direkt nach dem Studium in einem Start-up anfangen, um zu lernen, alles aufzusaugen und um dann selbst zu gründen. Als ich Anfang der 2000er-Jahre nach dem Studium in den Beruf eingestiegen bin, war die Gründerszene in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Deswegen habe ich die ersten zehn Jahre in der Unternehmensberatung gearbeitet und mir so Wissen und Erfahrungen angeeignet.
Welche Eigenschaften sind am wichtigsten, um beruflich erfolgreich zu sein?
Gerade in einem Tech-Start-up ist es natürlich wichtig, permanent mit technologischen Innovationen mitzugehen. Grundsätzlich ist es wichtig, offen zu sein, immer wieder etwas Neues auszuprobieren und das Scheitern dabei zu akzeptieren.
Wer die Welt durch neue Technologien „revolutionieren“ will, darf das Ziel nie aus den Augen verlieren. Gründer*innen müssen permanent für ihre Ideen einstehen. Weil der Weg meistens nicht leicht ist, ist ein hohes Maß an Resilienz in meinen Augen enorm wichtig.
Welches Buch oder welche Person hat Sie am meisten beeinflusst und warum?
„The Hard Thing About Hard Things: Building a Business When There Are No Easy Answers“ von Ben Horowitz. Es ist ein kurzweiliges Buch, in dem vor allem auch die weniger tollen Seiten des Unternehmertums angesprochen werden. Horowitz zeigt, wie wichtig es ist, teilweise einsame und harte Entscheidungen zu treffen.
Das Buch hat mir in einer Situation auch die Augen geöffnet: Es gab öfter Beschwerden von Mitarbeitern zu einem Thema. Ich habe damals nicht gehandelt. Es war Kopf gegen Bauch. Mein Kopf hat gesagt, dass es falsch ist. Mein Bauchgefühl war ein anderes. Das Buch hat mein Bauchgefühl bestätigt. Erst daraufhin habe ich Konsequenzen gezogen. Das hat mich Überwindung gekostet und ohne das Buch hätte ich es wahrscheinlich noch länger hinausgezögert. Für mich war es außerdem erstaunlich, wie viele Situationen ich aus meinem eigenen Alltag darin wiedergefunden habe.
Welcher Moment war einer der wichtigsten in Ihrer beruflichen Laufbahn?
Ich habe meinen Berufseinstieg anfangs immer verteidigen müssen. Als ich 1998 zum ersten Mal ein Praktikum in der IT als SAP-Berater gemacht habe, wusste fast keiner meiner BWL-Kommilitonen, was SAP geschweige denn ein ERP-System ist. Damals war es eher üblich, in die klassische Strategieberatung oder in das Marketing oder Key-Account-Management in großen Konzernen einzusteigen.
Mit IT haben BWLer damals immer etwas gefremdelt. Seit das Thema digitale Transformation sämtliche Veränderungsprozesse in den Unternehmen dominiert, hat sich meine damalige Entscheidung voll ausgezahlt. Mitarbeiter mit Prozess- und Methodenkompetenz in digitaler Transformation sind heutzutage gefragt wie nie. Strategieberater ohne IT-Kompetenz stehen inzwischen oftmals auf dem Abstellgleis.
Haben Sie bestimmte Rituale oder Gewohnheiten, um sich immer wieder neu zu motivieren?
In meinem Alltag brauche ich unbedingt absolute Phasen der Ruhe. Ich brauche Zeit, in der ich mich zurückziehen kann, um nachzudenken. Ich lasse mich dann viel durch Bücher inspirieren und entwickle Ideen und deren strategische Umsetzung. Das kann bei einem abendlichen Glas Rotwein vor dem Kamin oder beim Camping in der Natur sein. Hier tanke ich Kraft auf.
Welche Aus- oder Weiterbildung war die effektivste und sinnvollste für Ihre Karriere?
Da gibt es für mich nichts Spezielles. Aber während meiner fast zehnjährigen Tätigkeit als Berater habe ich über 80 Kunden betreut. Vom kleinen Mittelständler mit 60 Mitarbeiter*innen bis zum DAX-Konzern mit 600.000 Mitarbeiter*innen war alles dabei. Hier kann ich für meinen aktuellen Job aus einem großen Erfahrungsschatz schöpfen und das Gelernte optimal für aktuelle Herausforderungen einsetzen, egal ob im Vertriebsgespräch bei der Kundenakquise oder bei der Gestaltung interner Prozesse.
Gibt es noch berufliche Ziele, die Sie erreichen möchten, oder Projekte, die Ihnen am Herzen liegen?
Bei aller Euphorie für Start-ups und Technologie möchte ich mir im späteren Leben nicht vorwerfen, dass meine Familie zu kurz gekommen ist und dass meine Kinder ihren Vater kaum zu Gesicht bekommen haben. Mein/Unser Traum ist eine einjährige Reise über die Panamericana oder die Seidenstraße im selbstgebauten Expeditionsmobil. Meine Frau und ich glauben, dass solche Reisen nicht nur uns, sondern vor allem auch unsere Kinder nachhaltig prägen werden, damit sie für ihre nachhaltige Zukunft und ein lebenswertes Leben auf dieser Welt einstehen.
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