Sibyll Brüggemann ist Director Marketing DACH beim Zahlungsanbieter Klarna. Sie wurde vom Magazin Capital zu den “Top 40 unter 40” des Jahres 2020 gekürt. Im Karriere-Interview mit MANAGERS WAY spricht Sibyll Brüggemann über ihre Begeisterung für die Tech-Branche, Erfolgseigenschaften und über wichtige Momente in Ihrer Karriere.
MANAGERS WAY: Mit welchen drei Worten würden Sie sich selbst beschreiben?
MANAGERS WAY: Mit welchen drei Worten würden Sie sich selbst beschreiben?
Sibyll Brüggemann: Ich würde mich als wissbegierig, offen und als jemanden, der (neue) Herausforderungen liebt, beschreiben.
Waren Sie eine gute Schülerin? Und was war ihr Traumberuf während der Schulzeit?
Ich war immer eine gute Schülerin, aber nicht die Einser-Kandidatin aus der ersten Reihe: Sowohl in der Schule, als auch später im Studium. Einen Traumberuf hatte ich nie und war immer neidisch auf alle Mitschüler*innen, die schon früh wussten, was sie einmal werden wollten. Mein erstes Schülerpraktikum habe ich zum Beispiel in einem Kosmetikstudio absolviert. Ich weiß aber ehrlich gesagt gar nicht mehr, warum. Und ist definitiv eine etwas andere Richtung als ich sie jetzt eingeschlagen habe.
Was begeistert Sie am meisten an Ihrer jetzigen Tätigkeit?
Ich bin seit Jahren in der Tech-Branche zu Hause und bin nach wie vor davon begeistert, wie sehr technische Innovationen und gute Produkte Wirtschaft und Gesellschaft in wenigen Jahren verändern können. Das gilt insbesondere für die Finanzbranche.
Mich motiviert an meiner Arbeit bei Klarna, dass wir stetig daran arbeiten, die beste Customer Experience zu bieten und Produkte und Services zu entwickeln, die für Kund*innen einen echten Mehrwert bieten. Am meisten brenne ich aber tatsächlich für die Führung meines Teams: Ihnen zu helfen, sich selbst zu ihrem besten zu entfalten, sie mitreißen und begeistern zu können. Meine mit Abstand besten Tage sind, wenn jemand in meinem Team oder das gesamte Team erfolgreich ist.
Welche konkrete Entscheidung aus Ihrer bisherigen Karriere würden Sie heute anders treffen?
Es gibt eigentlich nichts, was ich wirklich anders machen würde. Das heißt auch nicht, dass alles perfekt war. Und dennoch glaube ich fest an mein Lebensmotto: “Things fall into composition”. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man mehr davon hat, im Hier und Jetzt zu leben, als in der Vergangenheit zu kramen oder zu weit in die Zukunft zu denken.
Welche Eigenschaften sind am wichtigsten, um beruflich erfolgreich zu sein?
Ein schönes Zitat von Theodor Heuss, dem ersten Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, lautet: “Nur wer weiß, woher er kommt, weiß, wohin er geht”. Und ich glaube fest daran, seinen inneren Werten treu zu bleiben. Auf das innere Gefühl zu hören, sich aber auch darauf verlassen zu können. Das hilft, um alle anderen “Geräusche” auszublenden und sich voll und ganz auf sich und seinen Weg zu konzentrieren. Es ist ein bisschen wie bei einem Marathon: Es gibt immer Läufer*innen, die einen zu Beginn ganz eifrig überholen. Wenn man aber sein eigenes Tempo läuft, sich auf sich selbst konzentriert, holt man die ein oder andere Person doch noch vor der Ziellinie wieder ein.
Eine andere Eigenschaft, die ich als besonders wichtig empfinde, ist das sogenannte “Growth Mindset”. Der Gedanke geht auf das Buch von Carol Dweck (Amazon Partner-Link) zurück. Dort beschreibt sie, dass sich Menschen mit einem “Growth Mindset” weniger darauf konzentrieren, intelligent zu wirken, sondern mehr darauf, neue Dinge zu lernen und sich stetig weiterzuentwickeln. Diese Menschen haben einen großen Durst nach persönlichem und geistigem Wachstum und können damit teilweise mehr erreichen, als solche, die ihr Talent als vollkommen sehen.
Wenn ich an den Beginn meiner Karriere denke, dann sind aber auch andere Eigenschaften enorm wichtig: Disziplin, Fleiß, Ausdauer und Geduld.
Nicht unbedingt eine Eigenschaft, aber ein gut gemeinter Rat den ich Berufseinsteigern*innen gerne mitgebe: Ein finanzieller Vorteil sollte niemals der Grund sein, sich für einen Job zu entscheiden. Stattdessen aber die Aussicht auf Wachstum und wichtige Erfahrungen für das spätere Berufsleben. Ich bin auch ein großer Freund von Jack Ma’s viel zitiertem Satz: “When you are 20 to 30 years old, you should follow a good boss and join a good company to learn how to do things properly”.
Welches Buch oder welche Person hat Sie am meisten beeinflusst und warum?
Ein alter Klassiker: “The Alchemist” (Amazon Partner-Link) von Paulo Coelho. Dieses Buch habe ich als ich zwanzig Jahre alt war von einer ganz tollen Person geschenkt bekommen, direkt verschlungen und erst kürzlich wieder gelesen. Jedes Mal finde ich es etwas anderes darin, das mich anspricht. Und ja, ich glaube an die kleinen Zeichen im Leben.
Personen die mich beeinflusst haben, gibt es viele. Ich hatte das unglaubliche Glück, immer großartige Menschen um mich zu haben, die immer mehr in mir gesehen, mich von der Seitenlinie angefeuert und mich darin bestärkt haben, größer zu denken. Das waren Vorgesetzte, Kollegen*innen, Freunde*innen oder Familie. Aber wohl am meisten – und jetzt wird es kitschig – meine Mutter. Sie gibt mir immer den richtigen Anstoß, auf meine innere Stimme zu hören, weist mich aber auch darauf hin, dass ich mich auf eben diese Stimme am meisten verlassen kann.
Welcher Moment war einer der wichtigsten in Ihrer beruflichen Laufbahn?
Der Sprung ins kalte Wasser. Und davon gab es viele. Angefangen mit dem one-way Ticket nach Australien, mit schlechtem Englisch und 1.000 EUR Ersparten. Dann ein Jahr später der Umzug in eine neue Stadt, München, ohne Freunde oder Familie. Und sicherlich eines der kältesten Gewässer in denen ich schwimmen lernen durfte, war meine gesamte Zeit bei Rocket Internet. Ab Tag 1 bis zum letzten Tag 4 ½ Jahre später gab es viele tolle Herausforderungen, an denen ich wachsen durfte.
Der aber vielleicht wichtigste Moment in meinem Werdegang hat weniger mit dem Beruflichen zu tun. Nach meiner Zeit bei Jumia (Rocket Internet Unternehmen) habe ich eine kurze Auszeit gehabt. In der Zeit bin ich alleine mit dem Fahrrad durch sieben Länder des afrikanischen Kontinents gefahren – in knapp acht Wochen von Nairobi (Kenia) bis nach Kapstadt (Südafrika). Dieses Erlebnis hat mir gezeigt, dass alles möglich ist. Man muss sich nur trauen, die richtige Einstellung haben und extrem gut vorbereitet sein.
Mit welchen Aktivitäten schaffen Sie sich einen Ausgleich zum Berufsalltag?
Joggen. Und das, seit ich denken kann. Ansonsten Rennrad (bei min. 16 Grad), Wandern, Skifahren und Skitouren. Daher ist München auch meine Wahlheimat.
Welche Aus- oder Weiterbildung war die effektivste und sinnvollste für Ihre Karriere?
Nicht unbedingt aus Karrieresicht, aber für das persönliche Wachstum: Mein Executive MBA. Aus dem einfachen Grund, dass ich mit dem Wissen des MBA Programms viel mehr anfangen konnte. Mit mehrjähriger Erfahrung, vor allem als Führungskraft, war ich mit vielen Themen schon vertraut und konnte daher neues Wissen viel besser einordnen. Vor allem aber hatte ich das Netzwerk, eben dieses Wissen nicht nur theoretisch zu erlernen, sondern meist auch mit einem Praxisbeispiel von einem meiner Kommilitonen*innen zu belegen. Es ist ein unglaubliches Geschenk mit Vorwissen und Erfahrung noch einmal ein Studium abzuschließen.
Gibt es noch berufliche Ziele, die Sie erreichen möchten oder Projekte, die Ihnen am Herzen liegen?
Wir befinden uns bei Klarna auf einer wahnsinnig spannenden Reise von einem schwedischen Zahlungsdienstleister hin zu einem globalen Shopping-Ökosystem. Und hier sind wir noch ganz am Anfang. Diese Reise mitzugestalten macht mir besonders viel Spaß. Darüber hinaus finde ich es wahnsinnig spannend neue Menschen aus der Gesellschaft und dem Unternehmertum kennen zu lernen, mich mit ihnen auszutauschen, von ihnen zu lernen und vielleicht sogar ja selbst etwas mitgeben zu können.
Vermehrt habe ich aber auch das Verlangen, zu etwas Größerem und Relevantem beizutragen. Da liegen mir Themen wie Digitale Transformation, Bildung und Chancengleichheit besonders am Herzen.
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