Angela Pernsteiner ist Managing Partner bei Dominator Yachts und wurde bereits 2017 in das begehrte Forbes Ranking “30 Under 30” aufgenommen. Im Karriere-Interview mit MANAGERS WAY spricht Angela Pernsteiner über ihren Karriereweg, über Eigenschaften erfolgreicher Unternehmer und über ihr neues Kosmetik- und Lifestyleunternehmen neben Dominator Yachts.
MANAGERS WAY: Mit welchen drei Worten würden Sie sich selbst beschreiben?
MANAGERS WAY: Mit welchen drei Worten würden Sie sich selbst beschreiben?
Angela Pernsteiner: Durchhaltevermögen, „beinhart und kuschelweich“, Kreativ.
Waren Sie eine gute Schülerin? Und was war ihr Traumberuf während der Schulzeit?
Als Jugendliche habe ich jede Schulstufe als Klassenbeste abgeschlossen und absolvierte danach auch mein BWL-Studium unter Mindeststudiendauer mit Leistungsstipendium. Durch meinen Vater, ebenfalls ein Vollblutunternehmer, hatte ich in jungen Jahren bereits eine harte Schule, da er meine Leistungen stets mit anderen (viel höheren) Maßstäben bewertet hatte und mehr von mir gefordert hatte, als meinem Alter gerecht war.
An einen konkreten Traumberuf kann ich mich nicht erinnern, allerdings war meine Lieblingsserie als Kind „Xena – die Kriegerprinzessin“ und mein Jugendvorbild „Lara Croft“. Vielleicht kommt daher auch der Mut, sich schwierigen Herausforderungen und Branchen einfach zu stellen und sich durchzukämpfen.
Was begeistert Sie am meisten an Ihrer jetzigen Tätigkeit?
Das „Erschaffen“ – von der Idee bis zur Implementierung, auch wenn Zweiteres der herausfordernde Part ist – erfüllt mich total. Sehr oft haben Menschen zu mir gesagt, dass dieses Sitzfleisch und der Grip, in einer Implementierungsphase nicht aufzugeben, an meinem Charakter Gold wert ist, auch wenn sie mich mit meiner perfektionistischen Art in genau dieser Zeit oft auf den Mond schießen könnten.
„Vision without execution is just an illusion“ – je älter ich werde, desto bedeutungsvoller ist dieses Zitat für mich. Eine Idee zu entwickeln ist einfach und passiert millionenfach tagtäglich, aber die wahre Stärke liegt darin die Vorstellung bis ans Ende zu realisieren, andere mit der Vision anzustecken und die Idee nach der Realisierung zu „erhalten“, zu verbessern und weitere Entwicklungen mit dem vorher Gelernten umzusetzen. Es gehören ein großes Maß an Mut, viele schlaflose Nächte sowie kleinere und größere Niederlagen dazu, Ideen weiterzuentwickeln und in neue Tätigkeiten und Branchen einzusteigen.
Welche konkrete Entscheidung aus Ihrer bisherigen Karriere würden Sie heute anders treffen?
Zugegebenermaßen war meine bisherige Karriere kein Spaziergang. Es gab sehr oft Situationen, in denen ich kurz Inne hielt und dachte: „Lohnt es sich wirklich, dass du deine eigenen körperlichen Grenzen immer noch weiter ausdehnst?“. Aber das Gefühl, Situationen zu meistern und Ziele zu erreichen, vor allem wenn man ständig von anderen zu hören bekommt „das ist Unmöglich“, gibt einem unvorstellbare Kraft – fast so als wäre man in Asterix Zaubertrank-Kessel gefallen.
Die einzige Entscheidung, die ich heute anders treffen würde: neben dem Aufbau einer Yachtmarke zu denken, dass ich auch noch eine Dissertation über Neuroökonomie mit Experimenten im MRT-Scanner schaffe. Hätte ich ein durchschnittliches Thema gewählt, wäre keine Pause im Doktorat notwendig gewesen – aber Durchschnitt ist bei mir niemals eine Option. Allerdings möchte ich diesen spannenden Ausflug in die Neurowissenschaft und die gelernten Lektionen nicht missen: Meine erste Stunde im Seziersaal verbrachte ich von Angstschweiß gekennzeichnet, weil ich davor nie ein Skalpell in der Hand hielt. Der Professor meinte damals nur: „Frau Pernsteiner, machen Sie einfach. Ihm wird’s egal sein“. Viele Mentoren lehren einem, nicht zu zögern – „einfach machen“ und daraus resultiert „geht nicht, gibt’s nicht“ – mein Credo.
Außerdem basiert einer der Hauptbestandteile meiner neuen Kosmetikmarke BEYOND RESILIENCE auf den neurowissenschaftlichen Grundlagen über die Formung von Erinnerungen durch Düfte, also bin ich weiterhin stets mit der Neurowissenschaft konfrontiert.
Welche Eigenschaften sind am wichtigsten, um beruflich erfolgreich zu sein?
1) Mut: in meiner Karriere musste ich sehr oft über meinen eigenen Schatten springen und mich trauen, mich prekären, unsicheren und komplexen Situationen unter enormen Druck zu stellen und nicht klein beizugeben.
2) Durchhaltevermögen: die Spreu trennt sich erst vom Weizen, wenn es so richtig schwierig, zäh und unangenehm wird. Wenn alles rosig ist und die Aufgaben einfach, kann jeder erfolgreich sein. An die eigene Vision zu glauben, wenn sie sonst noch keiner sieht, ist das Um und Auf.
3) Sich nicht mit Durchschnitt zufrieden zu geben, egal was alle anderen um einen herum meinen. Dazu braucht es 1) Mut und 2) Durchhaltevermögen. Es gibt keine „geborenen“ Leader oder Experten: erfolgreiche Menschen oder auch Spitzensportler werden als Novizen geboren und erschaffen sich selbst, indem sie sich Situationen stellen, in denen sie vorher noch nie waren und diese, trotz allen Schwierigkeiten, irgendwie meistern. Der zweite Anlauf funktioniert oftmals schon einfacher, der Dritte wirkt wie ein Kinderspiel…So dehnt man die Grenzen des Machbaren immer weiter aus und erhöht seine eigenen Erwartungen mehr und mehr.
4) Optimismus und ein eiserner Wille im Kopf. Mit Pessimismus und Schwarzmalerei wurden noch keine Berge versetzt, deswegen ist es unumgänglich Zuversicht und eine positive Einstellung in bevorstehende Projekte und Vorhaben hineinzustecken und stets an das Endergebnis zu glauben.
Ich wurde oft für meine Ideen und Vorhaben ausgelacht und kritisiert. Dominator Yachts wurde zur ersten Werft, die Virtual Reality eingesetzt hat, bevor irgendwelche anderen Branchenriesen überhaupt daran gedacht haben. Wir waren auch die Allerersten in unserer Branche, welche die Extreme „Sport-Yacht Design“ und „Halbgleiter-Rumpf“ kombiniert und damit eine völlig neue Ära an Booten eingeleitet haben. Die Copycats der Konzerne sind das allerschönste Kompliment für mich, denn ich kann somit eine Vollbildfunktion meinerseits erkennen.
Auch bei BEYOND RESILIENCE wurde mir gesagt, dass sich die Bereiche Kosmetik und Biozid beißen und man sie nicht vereinen kann; bei der Halal-Zertifizierung meinte man anfangs es sei „unmöglich bei Produkten mit Alkohol“. Ein paar Wochen später begutachteten die islamischen Auditoren die Abfüllung und zertifizierten die Inhaltsstoffe sowie den Produktionsvorgang mit Bestnote nach den strengen arabischen Halal-Standards.
Egal um welche Idee es geht: ich habe nicht den Anspruch als Unternehmen oder Produkt das Größte oder Beste zu sein, aber definitiv möchte ich das Originellste in der jeweiligen Kategorie bzw. Branche sein.
Welches Buch oder welche Person hat Sie am meisten beeinflusst und warum?
Dies führt mich zurück zum obigen Satz mit „das Originellste“, da eines der prägendsten Bücher für mich der Wallstreet-Bestseller „Blue Ocean Strategy“ (W.C. Kim & R. Mauborgne) war und ist. Prof. Kim, den ich persönlich getroffen habe, hat mich extrem in meinem Unternehmertum inspiriert und mir verdeutlicht, wie essentiell Einzigartigkeit und Originalität ist, um alle anderen Mitbewerber und Rivalen irrelevant zu machen und um in neue tiefblaue Ozeane voller Möglichkeit einzutauchen.
Aber es gibt auch zwei andere Bücher, deren Kernaussagen mich, neben dem bereits erwähnten, am Meisten beeinflusst haben. Zum einen war es „The Life-Changing Magic of Not Giving a F**k“ (S. Knight), welches mir die Augen öffnete und mich realisieren lies, wie unwichtig Meinungen anderer Menschen außerhalb des engen Umfelds sind – denn diese finden immer und überall Gründe einen zu kritisieren – und man sich nur auf sich selbst und die eigenen Ziele und Träume konzentrieren soll. Zum anderen, hat „dare to lead“ (B. Brown) mir den richtigen Impuls gegeben mit Selbstsicherheit und Mut meine Ziele anzusteuern und zu einem toughen Leader heranzuwachsen.
Wer mich allerdings in meinem Wesen wohl am meisten geprägt und beeinflusst hat, waren meine Eltern, welche der Inbegriff von gegensätzlichen Extremen sind. Mein Vater war stets mein Vorbild in Sachen strenge Perfektion, Ambition und Durchsetzungsvermögen und meine Mutter hat immer Empathie, Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft verkörpert. Genau durch diese Kombination ist diese harte Schale mit weichem Kern entstanden und es gelingt mir „beinhart und kuschelweich“ zugleich zu sein.
Welcher Moment war einer der wichtigsten in Ihrer beruflichen Laufbahn?
Es gab schon in meinem ersten Unternehmen Dominator Yachts sehr viele Hürden und Herausforderungen. Bei Luxusgütern ist das Verständnis von Qualität und Service aus der Kundensicht der Schlüssel zum Erfolg. Nachdem meine Familie und ich vorher auf der Kundenseite von Dominator Yachts waren, wusste ich bereits von Beginn an was gut läuft und wo es Verbesserungs- und Änderungsbedarf gab. Die Produktionserfahrung kommt schnell, wenn man eine komplett neue Produktlinie vom ersten Sketch bis zu den Prototypen und der Serie im Wasser begleitet und anführt und hier bei jedem Schritt, ob positiv oder herausfordernd, Verantwortung tragen muss.
Ich denke, dass einer der bedeutendsten Momente meiner beruflichen Laufbahn jener war, als ich das erste von uns entwickelte Boot, welches seinen Anfang als Bleistiftskizze in unserem Wohnzimmer hatte, tatsächlich das erste Mal in Natura als neue Dominator Ilumen Serie auf dem Wasser sah. Dafür wurden (und werden immer noch!) unzählige Tage und Nächte gemeinsam mit dem Kernteam in der Werft verbracht, da jedes Produkt und jedes Unternehmen auch einem kontinuierlichen Entwicklungs- und Verbesserungsprozess unterliegen. Vor allem in der Luxusgüterindustrie sind die Ansprüche extrem hoch, sodass man sich kontinuierlich mit den Kundenbedürfnissen und Trends auseinandersetzen und sich weiterentwickeln muss. Das hat mich damals so sehr mit Stolz und Zufriedenheit erfüllt, dass ich wusste: Dieser steinige und hindernisreiche Weg ist zu aufregend, um nicht auf sich genommen zu werden.
Mit welchen Aktivitäten schaffen Sie sich einen Ausgleich zum Berufsalltag?
Das Unternehmer-Dasein assoziiere ich gerne mit einem Bleistift, der immer auf beiden Seiten gespitzt sein muss: ausgehend von einem spitzen Punkt – seiner eigenen Vision, die tief verankert ist, muss man sich öffnen und entdecken (Discover) dann muss man tüfteln und verfeinern (Refine) und zuletzt, wenn man von einer Idee, Mitarbeitern oder Strategie überzeugt ist, die Scheuklappen aufsetzen, „angreifen“ und die Vision durchziehen (Focus), egal was die Menschen rundherum meinen. Damit dies gelingt, muss man darauf achten, dass man die richtigen „Spitzer“ verwendet, wenn der Bleistift stumpf wird. Diese sind für mich Sport und Entdeckungseisen an Orte, an denen ich noch nie war, mir vorher keinen Plan mache und einfach schaue, was auf mich zukommt. u.a. Roadtrips in Indien, Kambodscha, auf Hawaii oder in der Türkei waren besonders inspirierend für neue Unternehmensideen.
Welche Marketing-Tools sind die effektivsten, um ein Unternehmen erfolgreich am Markt zu positionieren?
Emotionales Storytelling und alle Aktivitäten, um die Markenbekanntheit zu stärken. Dies hängt natürlich immer stark von der jeweiligen Branche und dem Produkt ab; ein Produkt kann zwar das Beste sein, aber wenn die Marke dahinter nicht stark und international bekannt ist, wird man den Erfolgsdurchbruch nicht schaffen. Auch genau deshalb bietet sich Storytelling perfekt an, um die Markenidentität zu kommunizieren und um eine Beziehung mit der Zielgruppe aufzubauen. Es ist der ideale Übermittler von Botschaften und kann die Emotionen der Customer optimal ansteuern.
Wie sieht die perfekte Wohnung, der ideale Rückzugsort für Sie aus?
Es gibt keine ‚perfekte Wohnung‘ für mich, sondern eher den ‚idealen Rückzugsraum‘. Dies ist kein Ort, sondern folgt dem Konzept des „Safespace“ – dem Ursprung der Gründung von BEYOND RESILIENCE. Es geht hier um meinen inneren Rückzugsort in mir selbst, den ich immer wieder finde, egal wo ich mich gerade auf der Welt befinde, egal welche Menschen ich um mich habe oder in welcher Situation ich gerade stecke.
Durch die zahlreichen unterschiedlichen Berufsgruppen, Persönlichkeiten, Nationalitäten und Charaktere, mit denen ich tagtäglich zu tun habe, sowie durch die ganz schnellen und häufigen Ortswechsel, mit denen ich in den letzten Jahren und besonders im vergangenen Jahr durch die Gründung und schnelle Internationalisierung von BEYOND RESILIENCE konfrontiert war, ist es für mich noch bedeutender geworden, diesen „inneren Rückzugsraum“ auf Knopfdruck abrufen zu können.
Dadurch kann ich mich wieder fokussieren, die eigene Mitte finden und auch in stressigen Situationen, in denen ich hohem Druck ausgesetzt bin, zielgerichtete und gut überlegte Entscheidungen treffen. Meinen sicheren Rückzugsraum in mir selbst bzw. diesen „Safespace“, wie ich ihn nenne, finde ich durch die neuronale Koppelung von ruhigen, entspannten Gedanken an olfaktorische Reize.
Bevor ich BEYOND RESILIENCE gegründet habe, habe ich in Stresssituationen oder Ausnahmephasen immer ein bestimmtes Parfüm aufgesprüht, um mich auf Knopfdruck in diesen inneren „Safespace“ zu beamen. Seit BEYOND RESILIENCE und damit das Konzept „Safespace“ offiziell zum Leben erweckt wurde, ist es unser Lemongrass Spray, der mich überall hin begleitet. Ich habe mein Gehirn darauf konditioniert, dass es automatisch weiß, dass es mich in meinen inneren „Safespace“ versetzen soll, sobald es diesen natürlichen Lemongrass Duft wahrnimmt.
Gibt es noch berufliche Ziele, die Sie erreichen möchten oder Projekte, die Ihnen am Herzen liegen?
Meine berufliche Laufbahn hat noch lange nicht den Höhepunkt erreicht. Obwohl ich sehr stolz auf mein erstes „Businessbaby“ Dominator Yachts bin, sehe ich in meinem aktuellen Kosmetik- und Lifestyleunternehmen ein wahnsinnig großes Potential. Mit BEYOND RESILIENCE haben wir ein innovatives und absolut natürliches Handkosmetik-Produkt auf den Markt gebracht, welches einen 3-in-1 WOW-Effekt, durch Desinfektion, Kosmetik und natürlichen Duft von ätherischen Ölen mit sich bringt.
Das große Ziel ist es, dass BEYOND RESILIENCE in 5 Jahren eine internationale Lifestyle-Marke ist und ich bin davon überzeugt, dass ich das zusammen mit meinem Team, in dem jeder eine andere Nationalität hat, schaffen werde. Nur die Kombination aus Diversität und extremen Kontrasten kann zu Neuem führen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich als Jugendliche das erste Mal mit Emirates nach Dubai geflogen bin und davon begeistert war, so viele Nationen auf so kleinem Raum in einem Team zu sehen und mir damals schon als Ziel gesetzt habe auch so eine diverse Truppe aufzustellen, wenn ich groß bin.
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